Montag, 25. Dezember 2017

Tierreich

Heut bin ich ziemlich früh dran, aber ich trödle so vor mich hin. Es ist ja Feiertag und ich habe Urlaub. Ich möchte mal versuchen, meine Haare zu waschen, ohne allzu große Pfützen zu erzeugen. Na ja, ist nur halb gelungen - mit dem Wasserkanister über dem Waschbecken. Die Toilette braucht auch wieder Wasser und dann ist es Zeit, wieder Wasser zu holen. Ein großer 25 l-und ein kleiner 5 l-Kanister sind leer und werden in den Fahrradanhänger verfrachtet.
Es hat einiges geschneit; der Schnee ist fest und trocken aber ziemlich tief. Also schaufle ich mir doch ein Stückchen Weg frei, damit ich das Fahrrad überhaupt auf die Straße bekommen. Quer über mein Grundstück verlaufen Spuren - leider bin ich kein Fährtenleser. Ob das wohl ein Elch war??? Oh, da vorne laufen die Viecher ja noch - es sind 2 Rentiere. sie warten nicht auf mich sondern trollen sich zum Ufer hinunter.
Zur Quelle hin geht mein Fuhre gut, auf dem Rückweg ist der Anhänger aber sehr hecklastig und streift am Boden. Da muss ich gelegentlich noch was basteln. 25 l Wasser die glatte Hühnerleiter hoch? Das ist schwierig. Idee: mit einem Seil über die Rampe hochziehen? Ja, das geht ziemlich gut!

Die hellste Zeit ist wohl schon wieder vorbei, als ich kurz nach Mittag mit Rucksack und Angel gewappnet auf's Rad steige um mir einen Angelplatz zu suchen. Essen fangen? Unterwegs treffe ich Anne-Lise und Björn mit Tochter und Hunden - Fischer Björn ist unsicher, ob man jetzt was fangen kann. Aber sie hätten auf jeden Fall Fisch in der Gefriertruhe....na ja, das ist lieb, aber nicht Sinn der Sache. Nach Evenestangen möchte ich nicht, das ist zwar der beste Fischplatz, aber die Klippen sind mir im Winter zu gefährlich. Also versuche ich es am Kai von Frank Høgås. Ist außerdem nicht ganz so weit.
Diesmal versuche ich es mit einer norwegischen Angel, die hoffentlich nicht. Hoffnung auf Erfolg habe ich wenig, aber es macht Freude, im Freien zu sein, am Meer, die Dämmerung und das Wasser zu erleben. Ein oder zweimal hat sich vermutlich jemand an meinem Köder zu schaffen gemacht, aber so richtig beißen will wohl keiner. Wisst ihr noch, was ein Mikrofiche ist? So einen "Mikrofisch" ziehe ich an Land! Zum Essen dient er wohl nicht, aber als Verzierung sieht er vielleicht hübsch aus? Und er genügt, um nach Fisch zu stinken.
Irgendwas schwimmt da im oder auf dem Wasser - eine Ente? Dafür ist es zu klein und zu lange unter Wasser. Es taucht wieder auf, verschwindet und ist wieder zu sehen. Es kommt direkt auf mich zu - oh, es ist ein Fischotter! Er schwimmt bis direkt zu meine Füßen und taucht dann unter den Steg ab. Zum Fotografieren hat es nicht gereicht, aber ich habe ihn so schön und nah gesehen - toll! Anne-Lise hatte mir von einem Fischotter erzählt, der vor einigen Tagen an Ragnars Terrasse vorbeigewandert ist. Ich war neidisch und wollte ihn auch sehen. Als ich zu meinem Rad zurückgehe sehe ich die frischen Spuren im Schnee - der Frechdachs muss direkt hinter mir über den Steg gelaufen sein und ich hab ihn dabei nicht beobachtet, So ein Schlingel.

Nach etwa 2 Stunden an der frischen Luft bei -8 Grad freue ich mich auf die kuscheligen 19 Grad in der Hütte. Na gut, ich glaub, ich mach gleich ein Feuer... Dann sitze ich erstmal vorm knisternden Ofen und wärme meine Hände an einer Tasse heißer Brühe.
Draußen gleitet ein fußbetriebener Schlitten vorbei, der Schnee-Rollator.
Ragnar und Eva sind angekommen, drüben brennt jetzt Licht. Ich werde sie morgen begrüßen.





Es ist Abend. Draußen ist es weiterhin knackig kalt und hier drin wunderbar kuschelig warm. Der Halbmond strahlt über den still plätschernden Fjord, nur wenige Wölkchen ziehen am sternklaren Himmel dahin. Ragnars Hexenhäuschen leuchtet herüber, der Schnee auf der Terrasse knistert unter meinen Füßen. Eigentlich fehlt nur noch der dampfende Badestamp, in dem ich stundenlang draußen verweilen könnte.

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