Donnerstag, 21. Dezember 2017

Aufregung

Neun Uhr stellt sich als gute Aufstehzeit heraus, da fängt es ganz leicht an zu dämmern und ich habe ausgeschlafen. Meine Verbrennungstoilette hat sich über Nacht leider nicht erholt, also muss ich mich um technische Unterstützung bemühen. Aus Sprachgründen rufe ich den "europäischen" Kundendienst an, der für Deutschland zuständig ist, ein Holländer (Henk) ist am anderen Ende. Wir probieren verschiedene Sachen aus und ich erfahre, dass die Toilette 2006 gebaut wurde und bislang noch keinen Kundendienst bekommen hat. Na ja. Mit einigen guten und allerletzten Ratschlägen versehen verabschieden wir uns. Wenn die nicht fruchten, muss ich mich an den norwegischen Dienst halten. Leider wird die Befürchtung war. Der norwegische Kundendienst ist sehr freundlich. Wir können doch noch einige andere Dinge versuchen. Ich erfahre, dass die eingebaute Batterie wohl schon ziemlich am Ende ist und dass bei dem vorliegenden Fehler nur noch eine Diagnose in der Fachwerkstatt hilft. In Harstad. Ohne Auto? Eine sau-schwere Toilette nach Harstad bringen? Keine Ahnung wie das gehen soll. Aber vor Weihnachten hat Rune (der Monteur) eh keine Zeit mehr, also kann ich mir mit der Lösung noch ein paar Tage Zeit zum überlegen lassen.

Astrid hat mich über Weihnachten eingeladen. Bislang habe ich noch nicht geantwortet, aber mit dem Toilettenproblem im Hintergrund ist es jetzt an der Zeit zu reagieren. Eigentlich will ich über die Feiertage noch hier bleiben und ab und zu meine Nachbarn besuchen. Also schlage ich ihr einen Besuch über den Jahreswechsel vor. Auch ok aus Astrids Sicht. Dann rücke ich mit meinem Problem raus - wie befürchtet setzt Astrid alle Hebel in Bewegung und überlegt, welcher ihrer Angehörigen (Mann, Sohn, Tochter) mir wohl helfen könnte. Uwe ist im Tromsö beim Beladen, hat Zeitdruck und vermutlich überhaupt keinen Platz im LKW. Außerdem kommt er mit dem Lastzug ziemlich sicher nicht auf meinem Sträßchen durch. Sohn Olaf und Tochter Vanessa wohnen zwar in Harstad, haben  aber beide keine Zeit. Eigentlich bin ich darüber gar nicht unglücklich, denn  es wäre mir gar nicht recht, wenn jemand extra aus Harstad herfährt um meine Toilette abzuholen!

Das letzte Licht am frühen Nachmittag (heute ist ja der kürzeste Tag des Jahres) nutze ich, um mit der Elektrik anzufangen. In der Küche schließe ich 2 Steckdosen an, verlege die Kabel und verbinde sie natürlich mit dem Sicherungskasten. Die Spannung steigt: Geräte sind eingesteckt - Sicherung ein - alles funzt!!! Juhuu, wenigstens etwas!
Positiv gestimmt fällt mir Kjetil ein, der war gestern doch hier, wenn ich das richtig gesehen habe? Ich ruf einfach mal an! Und, was soll ich sagen? Kjetil wollte gerade zurück nach Harstad fahren, von seinem Boot in Evenes. Er schnappt sich extra das große Auto und kommt bei mir vorbei. Ich soll mitfahren!? Ok, aber wie komme ich dann wieder nach Hause? Egal - schnell noch umziehen, Geld und Handy schnappen und eine Dose Wurst als Dankeschön. Als ich im Auto sitze, hat Kjetil schon mit Rune telefoniert und erfahren, daß jetzt vor Weihnachten sowieso nichts mehr passiert. Und nur, um das Teil in Harstad abzuliefern brauche ich ja nicht mitzufahren. Umso besser - mein Herz hüpft vor Freude. Es findet sich immer wieder eine Lösung und liebe Freunde! Kjetil ruft mich nach ca einer 3/4 Stunde nochmal an - ich erschrecke schon, was gerade wieder schief läuft. Aber im Gegenteil - ihm ist unterwegs eingefallen, was ich wohl ohne Toilette  machen würde und wollte mir eine Chemietoilette aus seinem Bootshaus anbieten! So ein freundlicher Mensch! Danke - aber ich habe zum Glück selbst noch eine....

Ich habe festgestellt, dass der Graben auf meinem Grundstück derzeit Wasser führt. Mal sehen, ob das was taugt. Voll bekomme ich den Kanister in dem Rinnsal nicht, aber zur Hälfte füllt er sich immerhin. Das Wasser sah klar aus, aber im Kanister sehe ich eine braune Einfärbung. Wird schon ok sein. Was uns nicht umbringt, macht uns  nur noch härter. Und wenn da was drin ist, dann kann es nur "gesunder" Dreck sein.
Ich dachte, ich hätte Björn und Anne-Lises Auto gesehen, also möchte ich mal nachschauen. Bis zum gesplitteten Weg sind ein paar große Eisplatten zu bewältigen, die mir trotz meiner Spikes auf den Schuhen Sorgen machen. Mit einem kleinen Umweg über die Wiese und den Schnee kann ich die Eisstrecke minimieren. Steil geht's hinauf zu Nachbars Hütte. Außen brennt Licht, aber es ist kein Auto da und drinnen ist es auch dunkel. Dann gehörte das Auto wohl doch Jan Jansen von der ganz oberen Hütte. Also trabe ich wieder zurück.

Mit doppelt soviel Steckdosen wie bisher kann ich die beiden kleinen Heizlüfter voll aufdrehen. Zusätzlich heize ich für den Abend auch noch den Holzofen an, der gibt einfach eine behagliche Wärme und ich kann als Abfallprodukt etwas Wasser anwärmen.
Zur Feier des Tages gibt es Spaghetti mit Lauchgemüse und Tomaten. Auf dem Ofen wärme ich alles nochmal an und werfe meinen geliebten Käse dazu - ach, wie geht's mir gut!

Draußen wird es kalt, die nasse Terrasse ist gefroren und sauglatt. Meine Hühnerleiter ist gefährlich - vielleicht muss ich mir morgen noch einen Notausstieg über eine zusätzliche Leiter zurechtlegen? Mal abwarten. Es regnet oder graupelt immer wieder mal. Der Sturm hat zwar nachgelassen, aber "schönes Wetter" ist was anderes. Auf der Straße bildet sich eine dünne Schneeschicht. Über meiner Hütte schauen immer wieder die Sterne heraus aber zwischen den Bergen hängen dicke Wolken, in denen der Widerschein der beleuchteten Ortschaften wabert.


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